Machbarkeitsstudie für automatisierten fahrerlosen Zugbetrieb abgeschlossen


Hanau, 11. Dezember 2023 – Auf Grundlage des im Jahr 2021 von der Kreisverkehrsgesellschaft Main-Kinzig mbH (KVG) und Kommunen ausgearbeiteten „Leitbild Mobilität im Main-Kinzig-Kreis“ wurden die Weichen für einen nachhaltigen öffentlichen Personenverkehr gestellt. Das Leitbild behandelt als Ziel unter anderem die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken in Hessen, woraus die Idee entstand, zwischen Bad Orb und Wächtersbach ein automatisiertes und fahrerloses Schienenfahrzeug im Regelbetrieb fahren zu lassen. Zur Prüfung der technischen und betrieblichen Machbarkeit sowie zur Ermittlung der Potenziale für eine Reaktivierung der 6,5 Kilometer langen Strecke, die seit 1995 für den Regelbetrieb im Personenverkehr stillgelegt ist, hat die KVG zusammen mit den Kommunen Bad Orb und Wächtersbach eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Studie wurde von dem Wiesbadener Ingenieurbüro Railistics GmbH in sehr guter Zusammenarbeit durchgeführt und von der Rhein-Main-Verkehrsverbund Servicegesellschaft mbH (rms) - einer Tochter des RMV - begleitet.

Die Machbarkeitsstudie kommt zu dem Schluss, dass die Strecke Wächtersbach – Bad Orb Potenzial für eine Reaktivierung hat. Die Nutzen-Kosten-Analyse, die im Rahmen der Machbarkeitsstudie erstellt wurde, zeigt auf, dass der Nutzen-Kosten-Quotient in einer ersten, groben Berechnung knapp unter dem Schwellenwert von 1 liegt. Ein Wert >1 bedeutet, dass die Reaktivierung durch Fördermittel gegeben ist, da der errechnete Nutzen höher ist als die Kosten. Hierbei wurde noch nicht berücksichtigt, ob die Anbindung an den Stadtteil Aufenau zukünftig auch mit einem On-Demand Verkehr zu realisieren wäre. Vor dem Hintergrund, dass bereits ab Dezember 2023 in der Region ein Pilotprojekt zum On-Demand-Verkehr gestartet ist, würden sich die Realisierungschancen der Reaktivierung der Schienenstrecke nochmals verbessern.

Unter den Aspekten von Topografie und Streckenlänge wäre auch ein automatisierter und fahrerloser Bahnbetrieb durch den Einsatz von batterieelektrischen Triebfahrzeugen möglich. Aufgrund der aktuell notwendigen Sicherheitsvorkehrungen ist für einen voll automatisierten und fahrerlosen Betrieb jedoch mit hohen Investitionskosten zu rechnen. Abgesehen davon ist das vollautomatische Fahren mit Verweis auf die gültige Eisenbahnbau- und Betriebsordnung derzeit noch nicht genehmigungsfähig. Dennoch geht aus der Machbarkeitsstudie hervor, dass das Thema weiter vorangetrieben werden sollte und somit einen weiteren positiven Beitrag zur Verkehrswende leisten kann.

Es ergibt sich darüber hinaus durch die Reaktivierung der Strecke die Möglichkeit, die Züge (nach dem geplanten Ausbau der Kinzigtalbahn) in Richtung Frankfurt oder Fulda besser durchzubinden. Hier ist weiter zu prüfen, welche überregionalen Synergien entstehen können. Zudem sollen zukünftige Untersuchungen klären, inwiefern eine durchgehende Zugverbindung zwischen Bad Orb und Frankfurt hergestellt werden kann. Durch den Entfall des Umsteigevorgangs in Wächtersbach sind diesbezüglich deutliche Attraktivitätsgewinne zu erwarten.

Rüdiger Krenkel, Geschäftsführer der Kreisverkehrsgesellschaft Main-Kinzig mbH fasst Ergebnis und zukünftige Herausforderung zusammen: „Wenn wir gemeinsam die geforderte Mobilitätswende richtig verstehen wollen, dann ist genau dieses Projekt ein wesentlicher Meilenstein dorthin. Gerade im schienengebundenen ÖPNV haben wir die größten Kapazitäten und die kürzesten Reisezeiten. Der Einsatz moderner Techniken bietet einen weiteren Anreiz, um zukünftig auch unter wirtschaftlichen Aspekten den ÖPNV in dieser ländlich geprägten Region zu betreiben.

Das Projekt "ElmoBahn" wurde im Rahmen der Förderrichtlinie mit insgesamt 95.200,00 Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.