Historie

Historie Schlosspark

1236 - Heute

Der Schlosspark Wächtersbach umgibt das ehemalige Wasserschloss der Fürstenfamilie zu Ysenburg. Der Schlosspark ist als Gartendenkmal mit den angrenzenden Waldflächen geschützt und in der Denkmaltopografie des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen von 2011 dargestellt.

Die 300-jährige Historie des Ortes ist vielschichtig und nicht lückenlos belegt. Einige Dokumente lassen lediglich Planungsvorhaben vermuten, eine Ausführung dieser Planungen lässt sich jedoch nicht mehr eindeutig nachweisen.

Auszüge aus den wenigen Dokumentationen und Informationen der Entwicklung sind hier zusammengestellt. Die erste umfangreiche fachliche Zusammentragung und Bewertung von Unterlagen erfolgte 2016 im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege mit dem „Gartendenkmalpflegerischen Leitkonzept“ von Sommerlad, Haase, Kuhli. Im darauffolgenden Prozess der Erstellung des Parkpflegewerks seit 2022 konnten die Planer des Landschaftsarchitekturbüros LOMA nochmal viele neue Informationen darüber hinaus sammeln und aus der Gesamtheit aller Dokumente neue Schlüsse für eine Denkmaleinordnung ziehen.

Diese Erkenntnisse werden nach Beschluss des Parkpflegewerks hier veröffentlicht.


  • Am Ende des 12. Jahrhunderts ließ sich Kaiser Barbarossa am Rande des ausgedehnten Waldgebietes des Büdinger-Waldes eine staufische Wasserburg als Jagdschloss errichten.
  • 1236 wird die Stadt erstmalig als "Weichersbach" erwähnt. Der Name lässt sich sinngemäß übersetzen als „Bach, der die Weiher speist“.

Historische Bilder

  • 1404 erhält Wächtersbach seine Stadtrechte.
  • Bis ins 15. Jahrhundert kann man sich unter dem „Schloss Wächtersbach“ eine von breiten Wasserflächen umgebene Burg mit wehrhaftem Charakter vorstellen (vgl. WOLF 1993, S.18 aus Wolf Johannes: der Wächtersbacher Schlossgarten in: Mitteilungsblatt der Naturkundestelle Main-Kinzig, 5. Jg. (1993), Heft 3, S.16-30).
  • Zu einem Schlosspark finden sich keine Aussagen oder Belege. 

Historische Bilder

  • Ein Renaissanceumbau der ehemaligen Wasserburg führt zu einer Erweiterung des Schlosses.
  • Um 1700 entsteht eine Skizze der barocken Gartenanlage Skizze der Gartenanlage „der Lustgarten bey dem Schloß“  (1667-1736) eines maßgeblich „formal-architektonisch gegliederten Lust-Gartens“.
  • An der Stelle der heutigen Schlossparkterrasse ist bereits ein Gebäude gekennzeichnet (möglicherweise als Orangerie bezeichnet).
  • Die Skizze legt die Vermutung nah, dass der Schlossgraben direkt mit dem Schlossteich verbunden war (vgl. Kuhli, H. und Helbing, M., 2016, S.25).
  • Die in der Skizze deutlich lesbare zentrale Mittelachse ist heute noch im Park erlebbar.

Historische Bilder

  • Aus dem Jahr 1840 ist ein Gestaltungsplan für den Wächtersbacher Schlossgarten von Johannes Bodenbender, einem Schüler des Gartenarchitekten Wilhelm Hentze (Wilhelmshöhe Kassel, Wilhelmsbad Hanau) erhalten.
  • Ob und wie weit diese Planung umgesetzt wurde, ist nicht belegt und nicht mehr eindeutig nachweisbar. Möglicherweise blieb es bei der reinen Planung.
  • Der Bodenbender-Plan sieht vor, die bereits bestehenden Gartenelemente und Anlagenteile in einem zeitgemäßen landschaftlich-gärtnerischen Konzept zu vereinen.
  • Die bis heute erhaltene Mittelachse ist von Bodenbender in die Planung integriert worden.
  • Die „Orangerie“ (heutige Schlossparkterrasse) des Lustgartens wird als zentraler Blickfang im „pleasure ground“ neu inszeniert.
  • Zwischen 1814 und 1820 werden die Wassergräben verfüllt und somit endet die Ära des Wasserschlosses als solches. Dafür wird vor allem Abbruchmaterial des ehemaligen Bergfrieds genutzt.
  • Möglicherweise wurde der Schlossteich auf der Westseite im Zuge der Grabenverfüllungen verkleinert.

    Historische Bilder
  • Aus dem 20 Jahrhundert liegen kaum Dokumentationen vor. Es ist davon auszugehen, dass sich der Park in dieser Zeit nur wenig veränderte.
  • Formale Grundstrukturen bleiben im Garten bestimmend. Gärtnerische Elemente wie Rosengirlanden werden ergänzt.
  • Der Schlossbrand von 1939 und der anschließende 2. Weltkrieg bedeuten eine Zeitenwende für den Schlossgarten. Die fürstlichen Eigentümer verlassen das Schloss, und nach dem Krieg etablieren sich allmählich öffentliche Nutzungen im Schlossgarten.

Historische Bilder

  • Anfang des 21. Jahrhunderts wird der Förderverein „Schloss und Park“ gegründet und setzt einen Grundstein für einen Wahrnehmungswandel der Öffentlichkeit. Die Mitglieder des Vereins engagieren sich in der Pflege der Rosengirlanden und der Rhododendren. Die Stadt nimmt erste Rasenschnitte auf dem noch privaten Grundstück vor.
  • Am östlichen Eingang wird der Park durch den Bau eines Parkplatzes deutlich beschnitten und die axiale Eingangssituation gestört.
  • 2016 erwirbt die Stadt das Schloss- und den Schlosspark. Außerdem wird beides in die Städtebauförderung aufgenommen und es wird ein Gartendenkmalpflegerisches Leitkonzept für den Schlosspark im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege erstellt.
  • 2017 beginnt die Sanierung des Schlosses und ein integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) wird durch die Rittmannsperger Architekten GmbH erarbeitet.
  • 2020 zieht das Rathaus im Schloss ein.
  • 2022 beginnt die Sanierung der Schlossparkterrasse und die Planungen für den Schlosspark.
  • Seit Anfang 2022 erarbeiten die Freiraumplaner LOMA Landschaftsarchitekten ein Parkpflegewerk. Ein großer Bogen in der Historie des Schlossparks soll sich schließen. Die schützenden Gräben des ehemaligen Wasserschlosses wurden trockengelegt, nun in den Zeiten des Klimawandels muss die Ressource Wasser im Park gehalten und integriert werden um den Park vor Austrocknung und Verödung zu bewahren. Der Schlosspark ist ein Flächenkunstwerk, gebaut in Raum und Zeit. Schlosspark in der Ebene und Waldpark am Hang bedingen einander. Naturschutz, Denkmalschutz und Belange des Forstes werden mit den Anregungen aus den Fördervereinen und Bürgerinnen und Bürger abgewogen. Dieser Prozess benötigt Zeit, angesichts der Jahrhunderte alten Geschichte des Parks ist dies jedoch nur ein kurzer Zeitraum.

Baustellentagebuch

Bürgerbeteiligungen

Allgemeine Textgrundlage:

Kuhli, H. und Helbing, M. (2016):  Schlossgarten Wächtersbach Gartendenkmalpflegerisches Leitkonzept (Sommerlad Haase Kuhli Landschaftsarchitekten)