Stadtwerke beschleunigen Ausbau des Fernwärmenetzes

Stadtwerke beschleunigen Ausbau des Fernwärmenetzes

In seiner Sitzung am 25.02.2021 hat der Aufsichtsrat der Stadtwerke beschlossen, den Ausbau der Fernwärme weiter voran zu treiben. Das Gremium stimmte einem Vertrag mit der Bioenergie Wächtersbach zu, der ein Ausbauvolumen von zunächst mind. 5 Mio. € über die nächsten 5 Jahre vorsieht. Nach dem strengen Wintereinbruch der letzten Wochen geht der Ausbau des Fernwärmenetzes in den Straßen „Hohe Wacht“ und „Schöne Aussicht“ weiter sowie anschließend im „Dietrichsberg (oberer Teil)“. Außerdem wird die Verlegung von Fernwärmeleitungen „Am Köhlersgraben“ in Richtung „Vogelsbergstraße“ erfolgen. Der Anschluss weiterer Kunden an bereits verlegte Fernwärmeleitungen erfolgt kontinuierlich. Bereits in diesem Jahr sollen die neuen Abschnitte begonnen werden.

Basierend auf der momentanen Nachfrage der Kunden ergeben sich mögliche Abschnitte in folgenden Bereichen:
„Chatilloner Straße“ in Richtung „Etzweide“, Baugebiet „Roter Berg (unterer Abschnitt)“ und „Brunnenstraße“. Ferner werden Leitungen im Bereich des Brauereigeländes zur „Wittgenborner Straße“ verlegt. Weitere Optionen sind „Kapellenweg“ in Richtung „Brunnenstraße“ sowie „Karl-Fröb-Straße“, ggf. im Zusammenhang mit erforderlichen Kanalbaumaßnahmen. Im vorderen Bereich der „Spessartstraße/Bergstraße“ wird eine Kanalbaumaßnahme voraussichtlich in 2022 erfolgen, dort wird ebenfalls die Verlegung der Fernwärmeleitungen erfolgen. Auch die angrenzenden Straßen werden, je nach Nachfrage, erschlossen werden können. Jedoch wird für die komplette Fertigstellung in den genannten Bereichen mindestens ein Zeitraum von 5 Jahren vergehen.

Bio-Energie-Geschäftsführer Jörg Lotz führte hierzu aus: „Wir wissen, dass die Kunden teilweise schon seit Jahren auf die Fernwärme warten. Jedoch konnten seit 2009 über 440 Gebäude angeschlossen werden. Für eine Stadt in der Größe von Wächtersbach wird sich keine zweite Kommune finden, die in verhältnismäßig so kurzer Zeit einen so hohen Anteil der kompletten Stadt auf regenerative Energie umgestellt hat.“ Eine Fernwärmeleitung „auf die Platte“ ist nicht möglich. Lösungsansätze sind hier nur in einem dezentralen Aufbau von großen Holzhackschnitzel- oder Pelletsanlagen möglich. Ein kleines Fernwärmenetz wäre nur finanzierbar, wenn sich im Prinzip alle Haushalte anschließen lassen.

Weiterhin hat sich der Aufsichtsrat mit dem möglichen Anschluss der Stadtteile Hesseldorf, Neudorf, Weilers und Aufenau beschäftigt. Eine Fernwärmeversorgung ist auch hier technisch möglich, allerdings müssen für die Abdeckung von Spitzenlastzeiten ergänzende Wärmeerzeuger gebaut werden. Ein möglicher Standort wäre am Schwimmbad. Diese Anlagen müssten jedoch nur kurze Zeiten im Jahr laufen. Die Stadtteile benötigen längere Trassen bis zum jeweiligen Ort und auch innerorts müssen aufgrund der Bebauung längere Leitungswege gebaut werden als in der Innenstadt, um ein Gebäude zu erreichen. Dies hätte für den Endkunden einen in etwa 10 % höheren Wärmepreis als in der Innenstadt zur Folge, da die Infrastruktur für eine dörfliche Bebauung eben pro Kopf oder Haus aufwendiger ist. „Es ist ohnehin ein sehr ehrgeiziges Ziel, in den Stadtteilen Fernwärme zu ermöglichen. Vergleicht man dies mit anderen kleinen Bioenergiedörfern, so liegen die Fernwärmepreise für die Talgemeinden dann immer noch günstig.“ Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Weiher ergänzt: „Wir sehen dies als Startschuss an. Wir werden im 2. Quartal dieses Jahres eine Abfrage der Hauseigentümer veranlassen, um deren Bereitschaft abzufragen, sich anschließen zu lassen. Sind die Rückmeldungen ausreichend hoch, werden wir als nächsten Schritt eine detaillierte, technische Planung und Kostenermittlung erstellen. Parallel wird die Finanzierung geklärt. Wenn diese auf dem Tisch liegt, können wir gemeinsam mit der Bioenergie den Haushalten ein konkretes Angebot machen, das dann hoffentlich viele annehmen werden. Es ist mein Ziel, dass wir zum Verbot zum Einbau neuer Ölheizungen in 2025 zumindest schon einen Teil der Orte angeschlossen haben. Allerdings müssen die Bürger*innen dann auch mitmachen und Vorverträge unterzeichnen. Wir wissen, dass sich viele Eigentümer um den Fortbestand ihrer alten Heizung sorgen.“ „Bisher hat die Bioenergie bereits Kunden, die einen Fernwärmevertrag unterzeichnet haben, aber noch nicht angeschlossen wurden, bei Problemen mit der alten Heizung geholfen. Es wird gerade darüber nachgedacht, dies auszuweiten und solchen Kunden einen Übergangswartungsvertrag der alten Heizung anzubieten,“ so Jörg Lotz. „Wir sollten die historische Chance der niedrigen Zinsen nutzen. Die Fernwärme nutzt den Bürgern direkt und das Netz im Eigentum der Stadtwerke sichert auch Einnahmen, die letztlich den Bürger*innen wieder zugutekommen. Wir haben in Wächtersbach schon seit mehr als 10 Jahren klimabewusst gehandelt und sparen mit dem Bio-Energie-Fernwärme-Projekt Tag für Tag riesige Mengen an CO2 (seit 2009 umgerechnet mehr als für 40.000 Autos) ein“, argumentiert Geschäftsführer Andreas Weiher vorausschauend.